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Außer der Reihe

Annerose Kirchner
Beliehene Zeit. Gedichte mit Holzschnitten von Stefan Knechtel

Einmalige Auflage in 30
0 numerierten Exemplaren.
Davon nur 180 im Handel, Nr. 1-50 Vorzugssausgabe mit beiliegendem Holzschnitt
.

 


48 Seiten,Handfadenheftung in schwarzem Karton mit Schutzumschlag, 14/21,5 cm
Normalausgabe: 17 EUR / Vorzugsausgabe: 75 EUR
ISBN 978-3-947646-00-5

Vorzugsausgabe Nr. 1 bis 50:
Mit dem zweifarbigen signierten Holzschnitt "Erinnerung" von Stefan Knechtel,
auch die Einbände der VA wurden von den Originalstöcken abgezogen.


Zu bestellen über den Herausgeber

Nach 15 Jahren legt die Geraer Lyrikerin einen neuen Gedichtband vor:
Erinnerungen, Porträts, Landschaftsbilder – still, zurückhaltend, erfahrungsgesättigt.
Leiser, unaufdringlicher Widerstand präziser Sprache gegen die
Selbstentwertung einer rasenden Welt.

Annerose Kirchner, 1951 in Leipzig geb.,
in Zella-Mehlis aufgewachsen; Lehre als Steno-Phonotypistin,
Arbeit beim „Freien Wort“ (Suhl) und an den Bühnen der Stadt Gera,
seit 1989 freie Schriftstellerin, PEN-Mitglied,
schreibt für Presse, Funk, Theater.

Stefan Knechtel, 1964 in Dessau geb.,
Lehre als Schrift- und Grafikmaler, Studium an der Hochschule
für Grafik und Buchkunst Leipzig, Meisterschüler von Karl-Georg
Hirsch, lebt seit 1994 als freischaffender Künstler in Kürbitz
bei Altenburg, Dozent an der Hochschule Zwickau.



oben: Holzschnitt "Spiegelbild" für die Mittelseite.
darunter: Der gesamte Holzschnitt für den Einband der Vorzugsausgabe: 48 x 21,5 cm.

Leseprobe

Bornhohle
Für Wulf Kirsten

Hügelwärts, überm dümpelnden Zaufensgraben,
steigt ausgetretner Wegstrang. Versteckt
im Dickicht verwachsner Bäume
hocken Rabenvögel in Lauerstellung. Lautlos
im Sinkflug fleddern ihre huschenden Schatten
vorjähriges Herbstlaub. Knisternd
stäubt es wie dünnes Papier.

Hinter Hecke und Zaun die heile Welt
der Schrebergärten. Von Beet zu Beet
wird fleißig, nach Rat von Gärtner Pötschke,
der Sinn des Lebens hochglanzgrün
poliert. Der Traum nach Ferne vergraben
mit der letzten Schwelle
der Wuitz-Mumsdorfer Eisenbahn.

Verschüttet im Straßenschotter die Spaltkluft
der Lindenthaler Hyäne, Crocuta spelaea.
Museal noch deutbar diluviale Artefakte,
entdeckt im Dolomit des Zechsteins.
Abgedriftet die Bornhohle, flüchtige Leerstelle
im Stadtplan. Geräuschlos in Schritten
misst sie die Zeit.


Augenblick

Den Tag verkramt
in banalen Stunden.
Ich blicke ziellos
aus dem Fenster.
Im Ahorn grünt
die Sonne.
Nah dem Himmel
das Nestwerk der Elstern.
Neben mir seufzt
die Katze im Schlaf.


Kleist

Ein Haus, das mir Freiheit schenkt,
habe ich nie gebaut.
Im Frieden wütet meine Unruhe,
Furie der Nutzlosigkeit.
Mein Vaterland ist der Krieg,
und das Leben, jenes farbenwechselnde Ding,
besitzt nur Wert, wenn ich es verachte.
Meine Welt ist der Schmerz
und kurz die Zeit, die mir bleibt.
Im letzten Augenblick, teuerste Ulrike,
denke ich an Küsse, Bisse …



Rezensionen

Mit ihrem neuen Band hat sich Annerose Kirchner noch näher an diese erste Reihe herangeschrieben. Ihre Gedichte sind meist oft kurz und lakonisch, aber sie haben es in sich.(...) . Wie mit einer Edelstahlfeder geschrieben, spannen diese Verse sich elastisch von der Heimat zum Horizont. Sie hat das Träumen nicht verlernt. Darum sind ihre Gedichte, auch wenn sie von kleinen Ostthüringer Dörfer handeln, kein bisschen provinziell.
Torsten Unger, MDR

Man hält ihn gern in der Hand, diesen sorgfältig und liebevoll gestalteten Band von Annerose Kirchner mit Holzschnitten von Stefan Knechtel. 40 Gedichte, zwischen 2000 und 2018 entstanden, sind in ihm versammelt.(...) Es sind genau gearbeitete knappe Gedichte. Verzichtet wird auf eine aufgeladene Metaphorik. Man spürt, wie dieses lyrische Ich der Dichterin Anteil nimmt, Wert auf das charakteristische Detail legt. Gerade die Landschaftsgedichte überzeugen durch ihren ganz eigenen Ton. Man lese das Wulf Kirsten gewidmete Gedicht Bornhohle. Da schaut eine nicht obenhin über die Wuitz-Mumsdorfer Eisenbahn. Sondern vertieft sich in die Geologie und Botanik, die dieser Gegend ihr ganz eigenes Gepräge geben und taucht ab in frühgeschichtliche Zeiten. So vereinigt dieser Band einen erstaunlichen Reichtum an Welt. In diese Welt bindet sie sich mit oft bohrender Selbstbefragung und Erinnerungen ein ... Und es gibt den Zorn über den gegenwärtigen Zustand der Welt, die Sprache der „Sprücheklopfer“, und „eifriger Luftwedler“. Da hat die Dichterin eine andere Sprache dagegen zu setzen. Leise, fast schon vergessene „Worte aus flüchtiger Erinnerung“, „die Stimmen im dämmernden Abend“. Es ist gut, dass es solche Töne gibt.
Martin Straub, OTZ






 
Herstellung: poliTEXTbüro Update: 17.05.2021